Warum läufst du eigentlich?
Diese Frage bekommt jeder Läufer irgendwann gestellt. Häufig auch in Verbindung mit einem gehässigen ‚dir ist schon klar, dass du das nicht machen musst‘, wodurch Verwandte, Freunde oder einfach Passanten zum Ausdruck bringen möchten, dass Sie absolut nicht nachvollziehen können, warum einer auf den Gedanken kommt zu Laufen.
Aber Hand aufs Herz, für diejenigen die den Sinn im Laufen nicht sehen, ist es unverständlich, warum man um 5 Uhr morgens für einen Early Bird aufbricht, und das auch noch am Wochenende.
Was ist es also, was einen Antreibt?
Das muss sich wohl jeder selber beantworten. Wenn ich aber von mir ausgehe, habe ich mit dem Laufen angefangen, um einer dunklen Zeit davon zu laufen und nicht aufzugeben. Ich war früher schon immer sportlich, auch wenn ich weit weg war vom Laufen und dies eher als Nebenerscheinung zum eigentlichen Sport gesehen habe.
In einer dunklen Phase also habe ich mich aber ans Laufen getraut. Die Sportarten von Früher wurden mir vom Arzt ‚verboten‘, aber laufen ging. Also raus und los. Der Anfang war gemacht. Und bald hatte mich der sportliche Ehrgeiz von früher wieder gepackt. Ich wollte mich verbessern, mithalten und zugegeben auch mal überholen. Mit jeder Verbesserung ging es mir besser und es fiel mir leichter, den Kopf frei zu bekommen. Frei von allem, was mich bedrückte und mir Sorgen bereitete. Was mich daran hinderte fröhlich zu sein, in dunklen Zeiten. Natürlich konnte, dass Laufen die Umstände nicht besser machen, bis heute nicht, aber es hilft eben dabei, den Kopf nicht hängen zu lassen und sich auf das große Ganze zu konzentrieren.
Gerade jetzt ist für viele eine solch dunkle Phase: Corona, Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen. Ich möchte hier keine Diskussion über richtig oder falsch diskutieren, ob die getroffenen Maßnahmen nun sinnvoll sind oder nicht. Fakt ist aber, dass viele von uns sich eingeschränkt fühlen, einsam, ja vielleicht sogar ohnmächtig. Alltag ist das was hier derzeit vonstattengeht sicherlich nicht! Die mentale Stimmung am Boden. Hier hilft mir das Laufen. Es erdet mich und lässt mich meine Gedanken sortieren, meinen Ärger abbauen und mich neu zu sammeln, um weiter zu machen.
Genau das ist es, was Laufen kann. Einfach mal abschalten, den Stress abbauen und den Mut wieder finden zum Weitermachen. Ein ‚weiter so‘ ist in diesem Zusammenhang nicht der Stillstand, den man gerne dahinter vermutet, sondern der Aufbruch in eine stressfreie Zeit.
Dabei ist es auch völlig egal, wie schnell oder langsam, wie kurz oder weit, wie hoch oder tief man läuft, denn der Weg ist das Ziel und wenn es guttut ist das Ziel erreicht. Jeder hat sein eigenes gut, auf das es ankommt.
Auch wenn es für jeden einen individuellen Grund geben wird, warum er das Laufen begonnen hat - wie beispielsweise Übergewicht, Stressbewältigung, Langeweile oder wie in meinem Fall ein Schicksalsschlag - so heißt die Antwort doch zusammengefasst immer: Weil es mir guttut!
In diesem Sinne: Schuhe an und raus. Erst langsam fluchend und dann immer leichter, so weit wie es guttut.
geschrieben von:
Christina St. - Kl.
(Gründungsmitglied der "The_running_moms"
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Kommentare
Schön geschrieben und genauso ist es. Laufen kann nichts heilen, aber helfen es zu verarbeiten und den Kopf frei zubekommen. ❤❤
Ein schöner Bericht! Tine Du sprichst ganz vielen aus der Seele!
Danke für Deine Worte
Genau so sieht's aus, liebe Tine! Ich konnte dank laufen meine Antidepressiva deutlich reduzieren und bin kurz davor, sie ganz absetzen zu können 🙏🏃♀️👍
Oh, genau das ist es! Ich habe vor 9 Jahren auch angefangen mit dem Laufen. Da ich die Wahl zwischen zusammenbrechen oder Wege finden zum Durchhalten hatte. Habe mich für letzteres entschieden und es ist immer noch so, dass Laufen mich buchstäblich am LAUFEN hält.
Ein schöner Beitrag. Laufen hält einen am Laufen, 🤗
Toll geschrieben! Genau SO ist es!
Schöner Beitrag. 😊 Genau so ist es.
Klasse geschrieben, du hast es auf den Punkt getroffen. Am besten finde ich den Satz: jeder hat sein eigenes gut.
Respekt Tine,
Ich mache jetzt auch seit fast einem Jahr wieder intensiver Sport. Von Nordic Walking, E-Biken, Wandern bis hin zu meinen regelmäßigen Workouts und seid kurzem mein Hula-Hoop. Ich habe auch in den letzten 5 Jahren einige Schicksalsschläge hinter mir und der Sport hilft mir auch darüber nachzudenken was ich schon alles geschafft und bewältigt habe. Das ist für mich abschalten und es tut meinem Körper wie auch meiner Seele gut.
Ich bin bei allem voll bei dir Tine - das hast du echt schön geschrieben und wenn jeder seine dunklen Phasen mit Laufen füllen würde wären ganz schön viele Läufer unterwegs.
Danke für den schönen Beitrag Tine! ❤